Vogelgrippe - Prophylaxe mit Heilpflanzen

Vogelgrippe - Prophylaxe mit Heilpflanzen

Der Erreger der Aviären Influenza oder umgangssprachlich Vogelgrippe, H5N1, gehört zu den Influenzaviren und befällt primär Hühner- und Wasservögel. H5N1 ist für Vögel hochansteckend und pathogen. In den letzten 25 Jahren gab es immer wieder Vogelgrippe-Epidemien, die vor allem in Eurasien auftraten und Geflügel und Wildvögel betrafen. Die im Jahr 2020 aufgetauchte neue Variante hat neben Geflügel auch viele Wildvögel (Gänse, Möwen, Seeschwalben, Basstölpel, Lummen) in Europa geschädigt. Diese Variante ist seit 2021 in Nordamerika und seit 2022 in Zentral- und Südamerika virulent und hat dort nicht nur Vögel (Pinguine, Pelikane, Greifvögel) getötet, sondern ist seit 2022 in Nordamerika vermehrt auf Säugetiere übergesprungen (Seehunde, Füchse, Katzen, Kühe, Ziegen).

Ist die Vogelgrippe gefährlich für Menschen? 

Da in Nordamerika immer mehr Rinder von einer H5N1-Variante befallen werden, besteht die Gefahr, dass das Virus über Hautkontakt oder Milch auf Menschen übertragen wird. Mehr als 65 Infektionen traten dort 2024 bei Menschen auf, die in Kontakt mit infizierten Rindern kamen.  
Bislang ist eine Infektion von Menschen durch H5N1 auf Nordamerika beschränkt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Infektionskrankheit auch nach Europa kommt und auch uns gefährdet.  

Welche Symptome verursacht die Vogelgrippe beim Menschen?

H5N1 verursacht beim Menschen grippeähnliche Symptome mit Fieber, Schnupfen, Husten, Lungenerkrankung (inklusive Pneumonie) und im schlimmsten Fall Atemstillstand, Encephalitis und Multiorganversagen. 

Was kann man gegen Vogelgrippe tun?

Wie bei der Influenza-Grippe, können Phytopharmaka helfen, Symptome der Vogelgrippe zu lindern und Viren im Atemwegsbereich direkt zu bekämpfen. Phytopharmaka mit Ätherischen Ölen können die Biomembran der Viruspartikel schädigen. Arzneidrogen mit Polyphenolen können sich an Oberflächenproteine der Viren anlagern und so verhindern, dass die Viren in Wirtszellen eindringen.  

Viraler Infekt: vorbeugen und unterstützend behandeln

Die nachfolgenden Empfehlungen hat die Pharmazeutin Dr. sc. nat. Beatrix Falch zusammengestellt. Sie ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Integrative Medizin und Pharmazie. Als Vizepräsidentin der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie beschäftigt sie sich unter anderen intensiv mit der Phytotherapie von Atemwegserkrankungen.

Wie kann ich virale Infekte der Atemwege insbesondere im Zusammenhang mit der Vogelgrippe (H5N1) unterstützend behandeln?

Eine wichtige Säule in der Therapie viraler Infektionen sind Zubereitungen aus Arzneipflanzen. Sie können einer Infektion vorbeugen oder die Behandlung einer viralen Infektion unterstützen. Bei milden Verläufen von viralen Infektionen ist auch eine alleinige Behandlung mit Heilpflanzen denkbar.  
Dr. Beatrix Falch hat recherchiert, welche Arzneipflanzenzubereitungen insbesondere bei Vogelgrippe wirksam sein können. Sie hat dafür medizinische Datenbanken nach Hinweisen durchsucht, welche Heilpflanzen eine antivirale Wirkung gegen H5N1-Viren aufweisen. 
Sie fand dabei heraus, dass viele der Arzneidrogen, die in pharmakologischen Untersuchungen eine Aktivität gegen H5N1-Viren zeigten, generell antiviral gegen behüllte Viren wirken. Dank dieser Unspezifität können diese Heilpflanzen prinzipiell bei viral bedingten Atemwegserkrankungen eingesetzt werden, ohne den genauen Virus-Typ zu kennen. Es gilt aber zu bedenken, dass sich die einzelnen Arzneidrogen in ihrer antiviralen Wirkstärke unterscheiden, je nachdem, um welches Virus es sich handelt.

Virale Infekte unterstützend mit Heilpflanzen behandeln

Wie schütze ich mich vor einer viralen Atemwegsinfektion?

Zu den Grundmaßnahmen, wie Ansteckungen vermeiden und Risikopersonen schützen, gehören Händehygiene (und auch Pflege der Haut!), Tragen eines Mund- und Nasenschutzes in geschlossenen Räumen sowie korrektes Niesen und Husten.  
Wichtig ist zudem, das Immunsystem bei der Abwehr von Viren zu unterstützen. Das gelingt mithilfe folgender Methoden:

Gesunder Lebensstil stärkt das Immunsystem

Die Basis für ein intaktes Immunsystem sind:

  • ausreichend Schlaf (mindestens 6 Stunden)
  • eine ausgewogene Ernährung (frisches Obst, vor allem Zitrusfrüchte und Gemüse). Insbesondere die in Nahrungsmitteln enthaltenen Flavonoide haben antivirale Eigenschaften (Sithisarn et al. 2013; Mousa 2017, El Sayed et al. 2024).
  • Bewegung (am besten im Freien)
  • Räume öfters, aber nur kurz lüften (2-3 Minuten), nicht zu warm heizen
  • Stress vermeiden, Glücksförderung

Heilpflanzen vorbeugend gegen virale Infektionen einsetzen

Um sich besser vor einer viralen Infektion der Atemwege zu schützen, können folgende Arzneidrogen über einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden:

  • Sonnenhut (Echinacea purpurea), Kraut: unterstützt nachgewiesenermaßen das Immunsystem und hat eine antivirale Wirkung (auch gegen Influenza-Viren H5N1) (Schapowal et al. 2015; Signer et al. 2020; Pleschka et al. 2009)
  • Zistrose (Cystus incanus), Kraut: hemmt in vitro die Virusinfektiosität (u.a. von H5N1) (Droebner et al. 2007; Ehrhardt et al. 2007)
  • Ingwer (Zingiber officinale), Wurzelstock: bekannt wegen seiner immunmodulierenden, antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften, unterdrückt die Vermehrung von Influenza-A-Viren (u.a. H5N1) in verschiedenen Zelllinien (Yuandani et al. 2023; Wang et al. 2020)
  • Katzenkralle (Uncaria tomentosa), Wurzel: besitzt entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften (Arado et al. 2024)
  • Ginseng (Panax ginseng), Wurzel verbessert die Immunantwort auf eine Influenza-Impfung, hat zusätzlich antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften (Xu et al. 2012; Park et al. 2014; Lee et al. 2014; Abdullahi et al. 2016)

Lassen Sie sich am besten von einer Apotheke zu den Arzneipflanzen beraten.

In welcher Form kann ich Heilpflanzen bei viralen Infekten einsetzen?

Generell ist das Trinken von Arzneipflanzentees, das Lutschen von Kräuterpastillen und das Inhalieren von antiviral wirkenden ätherischen Ölen zu empfehlen. Da die Eintrittspforte der Viren die Schleimhäute und damit unter anderem auch der Mund und der Rachen sind, unterstützen die Heilpflanzen diesen Bereich in der Abwehr von Infektionen.

Sonnenhut - Echinacea purpurea
Sonnenhut - Echinacea purpurea: unterstützt das Immunsystem und hat eine antivirale Wirkung

Was kann ich bei den ersten Symptomen einer Vogelgrippe tun?

Mit Phytotherapie erste Infektionssymptome lindern

Da die Symptome, die das Vogelgrippevirus auslöst, mit denen einer saisonalen Grippe vergleichbar sind, wie z.B. Halsschmerzen, Fieber, Husten, ist davon auszugehen, dass Arzneipflanzen mit einer wissenschaftlich nachgewiesenen antiviralen Wirkung und einer belegten Wirksamkeit bei Erkältungs- und Grippesymptomen auch bei einer Vogelgrippe-Infektion (H5N1) die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf mildern können. Humanstudien im Zusammenhang mit Vogelgrippe-Infektionen (H5N1) fehlen aber für die meisten dieser Arzneipflanzen. Angesichts der generell guten Verträglichkeit der nachfolgend aufgeführten Arzneidrogen ist ein Therapieversuch mit Zubereitungen aus ihnen sinnvoll und plausibel. Wichtig ist, dass diese Arzneidrogen bei den allerersten Symptomen eingenommen werden oder auch schon bei Verdacht auf eine Infektion, um optimal von deren Wirkung zu profitieren. 
Die im Folgenden genannten Arzneidrogen können zur Linderung erster Infektionszeichen als Tee, Tinktur oder Fertigarzneimittel eingenommen werden. Die genannten wissenschaftlichen Publikationen verweisen auf pharmakologische und klinische Studien zur Wirksamkeit der genannten Heilpflanzen:

  • Sonnenhut (Echinacea purpurea), Kraut (Schapowal et al. 2015; Weishaupt et al. 2023)
  • Zistrose (Cystus incanus), Kraut (Kalus et al.2009): sollte wegen lokaler Wirkung nur als Lutschtablette eingesetzt werden (Droebner et al. 2007)
  • Zimt(Cinnamomum ceylonicum), Rinde (Zhuang et al. 2009)
  • Süssholz (Glyzyrrhiza glabra), Wurzel (Luo et al. 2019)
  • Roter Ginseng (Panax ginseng), Wurzel (Wang et al. 2018)
  • Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Beeren (Krawitz et al. 2011)
  • Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis) (Tang et al. 2018)
  • Ingwer (Zingiber officinale), Wurzelstock (Chang et al. 2013)
  • Salbei (Salvia officinalis), Blätter (Weishaupt et al. 2023)
  • Thymian (Thymus vulgaris), Blätter (Patil et al. 2021)
  • Hibiskus (Hibiscus sabdariffa), Blüten (Baatartsogt et al. 2016)
  • Färberwaid (Isatis tinctoria) (Speranza et al. 2020)
  • Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Kraut oder Wurzel (Liang et al. 2013)
  • Rosenwurz (Rhodiola rosea) (Döring et al. 2022)

Ätherische Öle gegen Viren zur Inhalation (Aromatherapie)

Viele ätherische Öle zeigen in vitro eine antivirale Wirkung, zum Beispiel Lemongras und Salbei (Tariq et al. 2019). Nachfolgend aufgeführte ätherische Öle zeigen generell eine gute antivirale Wirkung (Wani et al. 2021).

  • Eucalyptus radiata (Eucalyptus – auch in Kombinationspräparaten) (Sadatrasul et al. 2017)
  • Cinnamomum camphora (Ravintsara)
  • Thymus vulgaris (Thymian)
  • Laurus nobilis (Lorbeer) (Loizza et al. 2008)
  • Citrus limon (Zitrone)
  • Lavandula officinalis (Lavendel) (Abou Baker et al. 2021)
  • Salvia rosmarinus (Rosmarin)
  • Salvia officinalis (Salbei) (Abou Baker et al. 2021)

Lassen Sie sich zur Anwendung und Dosierung ätherischer Öle von einer Apotheke beraten, am besten von einer auf Phytotherapie spezialisierten.

Literatur zur antiviralen Wirksamkeit von Heilpflanzen, insbesondere bei Vogelgrippe und Influenza

Abdullahi AY, et al. Vaccination with Astragalus and Ginseng Polysaccharides Improves Immune Response of Chickens against H5N1 Avian Influenza Virus. Biomed Res Int 2016;2016:1510264.

Abou Baker DH, et al. Antiviral activity of Lavandula angustifolia L. and Salvia officinalis L. essential oils against avian influenza H5N1 virus. J Agric Food Res 2021;4:100135.

Arado GM, et al. Anti-inflammatory and/or immunomodulatory activities of Uncaria tomentosa (cat's claw) extracts: A systematic review and meta-analysis of in vivo studies. Front Pharmacol 2024;15:1378408.

Baatartsogt T, et al. High antiviral effects of hibiscus tea extract on the H5 subtypes of low and highly pathogenic avian influenza viruses. J Vet Med Sci 2016 Oct 1;78:1405-1411.

Chang JS, et al. Fresh ginger (Zingiber officinale) has anti-viral activity against human respiratory syncytial virus in human respiratory tract cell lines. J Ethnopharmacology. 2013;145:146–151.

Döring K, et al. Insights into the direct anti-influenza virus mode of action of Rhodiola rosea. Phytomedicine 2022;96:153895.

Droebner K, et al. CYSTUS052, a polyphenol-rich plant extract, exerts anti-influenza virus activity in mice. Antiviral Res 2007;76:1-10.

Ehrhardt C, et al. A polyphenol-rich plant extract, CYSTUS052, exerts anti-influenza virus activity in cell culture without toxic side effects or the tendency to induce viral resistance. Antiviral Research 2007; 76: 38–47.

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