Zistrose - Cistus

Verwendete Pflanzenteile: Blätter

Inhaltsstoffe:  Polyphenole (Gerbstoffe wie Ellagitannine und Proanthocyanidine sowie Flavonoide), ätherische Öle, Harz (Ladanum).

Herkunft: Südeuropa

Aussehen und Standort der Zistrose

Die Zistrose ist im westlichen Mittelmeerraum zuhause. Die struppig anmutenden Sträucher werden bis zu einem Meter hoch. Die lanzettlich bis eiförmigen Blätter sind fein behaart und haben zahlreiche Öldrüsen eingelagert, durch die sie sich klebrig anfühlen. Die gräuliche Farbe der Blätter hat der Zistrose ihren wissenschaftlichen Namen verliehen: Lateinisch incanus bedeutet grau/gräulich. Umso leuchtender wirken die fünf bis sechs Zentimeter großen Blüten, die purpurfarbene Tupfen auf dem gräulichen Strauch mit den filzig behaarten Stängeln und Blütenstielen setzen. Die Zistrosen sind gut erkennbar an ihrem zerknittert wirkenden Kronblättern. In der Mitte der duftenden Blüte leuchtet intensiv gelb der dicht behaarte Fruchtknoten. Blütezeit ist von Dezember bis Juni.

Wirkung von Zistrose

Die Zistrose gilt als eine der polyphenolreichsten Pflanzen. Polyphenole sind stark wirksame Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren und Schwermetalle an sich binden können sollen. Sie wirken gegen Viren, Bakterien und Pilze, unter anderem gegen SARS-CoV-2 und Staphylococcus aureus (De Filippis et al. 2024). Die Inhaltsstoffe der Zistrose verursachen Schäden an Oberflächenproteinen und verhindern damit unter anderem, dass die Mikroorganismen an ihre Wirtszellen andocken.

Zu den Polyphenolen zählen die Flavonoide, von denen zahlreiche in der Zistrose identifiziert werden konnten. Darunter zum Beispiel Apigenin, Naringenin sowie die Ellagsäure, die im Tiermodell das Wachstum von Ovarialkarzinomen hemmt (Liu et al. 2017).

Zistrosenextrakte hemmen das Wachstum von Coronaviren. Das fanden Wissenschaftler am Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig an Zellkulturen heraus (Träder 2021).

In Kombination mit Extrakten aus den Blättern der Esskastanie (Castanea sativa) hemmt die Zistrose das Wachstum von Helicobacter pylori, dem Erreger von Magengeschwüren. In vitro zeigte die Kombination der beiden Heilpflanzen-Extrakte eine starke antiinflammatorische Wirkung. Zudem hemmte diese Heilpflanzen-Zubereitung die Anheftung der Bakterien an die humanen Magenschleimhautzellen der Zellkultur (Martinelli et al. 2023).

Die regelmäßige Einnahme von Cistus-Tee beeinflusst positiv den Cholesterinspiegel und reduziert dem Serumspiegel von Malondialdehyd, einem wichtigen Marker für oxidativen Stress. Das fand ein Forscherteam an der Medizinischen Hochschule Danzig heraus (Kuchta et al. 2021). Das Team schlussfolgert, dass Cistus-Tee das Risiko von Arteriosklerose basierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern könnte.

Anwendung der Zistrose

Blätter der Zistrose werden als Tee aufgegossen verwendet. Innerlich wird Cistus-Tee bei Durchfall und Erkältungskrankheiten und zur Entgiftung von Schwermetallen, äußerlich bei Hauterkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis angewendet.

Im Mundbereich reduziert Zistrose die Anzahl von Porphyromonas gingivalis, den Haupterreger von Parodontitis, insbesondere, wenn die Zistrose mit Helmkraut (Scutellaria lateriflora) kombiniert wird. In vitro reduzierte die Kombination der beiden Heilpflanzen den Biofilm um 80 Prozent (Ullah et al. 2023). In einer klinischen Doppelblind-Studie an der Universität Neapel verwendeten die Probanden Kaugummi mit Zistrosen- und Helmkraut-Extrakten. Nach der dreimonatigen Testphase hatte sich die Mundgesundheit der Probanden signifikant verbessert (di Minno et al. 2024).

Eine prospektive, randomisierte, placebokontrollierte klinische Studie an der Charité Berlin ergab, dass bei Patienten die Erkältungssymptome der oberen Atemwege schneller abklangen, wenn sie mit Zistrosentee behandelt wurden (Kalus et al. 2009).

Zistrose für Tiere

Bei Hunden, Katzen und Pferden können Zistrosen-Auszüge innerlich und äußerlich in den gleichen Fällen eingesetzt werden wie beim Menschen. Zusätzlich soll regelmäßig verabreichter Cistus-Tee gegen Zecken helfen, indem der Tee den Hautgeruch ändert.

Zistrose als Hausmittel

Weit verbreitet ist die innerliche Anwendung von Cistus-Tee. Übergießen Sie dafür für eine Tasse Tee einen gehäuften Teelöffel Zistrose mit kochendem Wasser. Lassen Sie den Aufguss fünf Minuten ziehen und seihen ihn dann ab. Trinken Sie den Cistus-Tee bei Halsschmerzen, Erkältungen, grippalen Infekten, Magenschleimhautentzündungen, bei Diabetes, Borreliose oder zur Ausleitung von Schwermetallen. Der Tee hilft auch, Erkältungen vorzubeugen.

Für äußerliche Anwendungen von Zistrose bereiten Sie einen konzentrierten Teeaufguss zu. Kochen Sie dafür circa 10 Gramm Tee in 200 ml Wasser für ungefähr fünf Minuten. Seihen Sie den Tee ab und lassen ihn abkühlen. Für die Anwendung tränken Sie ein Tuch oder Schwämmchen mit dem Tee und tupfen die Haut damit ab. Sie können den Cistus-Tee auch für Kompressen oder Umschläge einsetzen. Verwenden Sie den Cistus-Tee bei Ekzemen, Neurodermitis, Akne, Juckreiz, Pilzerkrankungen und bei oberflächlichen Wunden. Einem lauwarmen Sitzbad hinzugefügt, unterstützt die Zistrose bei Scheidenpilz und Hämorrhoiden.

Wissenswertes über Zistrose

Die Heilwirkung verschiedener Zistrosenarten war bereits im 4. Jahrhundert vor Christi bekannt. Damals stand insbesondere das Harz hoch im Kurs, das Zistrosen bei Sonneneinstrahlung abgeben. Es ist als Ladanum bekannt und findet bis heute Einsatz als Räucherwerk und bei der Parfumproduktion. In der Antike sollen Hirten ihre Tiere in Zistrosenfelder getrieben haben. In ihrem Fell blieb das Harz hängen, das die Hirten anschließend herauskämmten.

Literatur zu Zistrose

De Filippis A, et al. Cistus incanus: a natural source of antimicrobial metabolites.  Nat Prod Res 2024; 1:1-14. doi: 10.1080/14786419.2024.2335353.  

Di Minno A, et al. Efficacy and Tolerability of a Scutellaria lateriflora L. and Cistus × incanus L.-Based Chewing Gum on the Symptoms of Gingivitis: A Monocentric, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. Nutrients 2024; 16(6):862. doi: 10.3390/nu16060862.

Kalus U, et al. Cistus incanus (CYSTUS052) for treating patients with infection of the upper respiratory tract. A prospective, randomised, placebo-controlled clinical study.  Antiviral Res 2009; 84(3):267-271. DOI: 10.1016/j.antiviral.2009.10.001.

Kuchta A, et al. The effect of Cistus incanus herbal tea supplementation on oxidative stress markers and lipid profile in healthy adults. Cardiol J 2021; 28(4):534–542. doi: 10.5603/CJ.a2019.0028.

Liu H, et al. Main components of pomegranate, ellagic acid and luteolin, inhibit metastasis of ovarian cancer by down-regulating MMP2 and MMP9. Cancer Biol Ther 2017; 18(12):990–999. doi: 10.1080/15384047.2017.1394542.

Martinelli G, et al. Exploring In Vitro the Combination of Cistus × incanus L. and Castanea sativa Mill. Extracts as Food Supplement Ingredients against H. pylori Infection. Foods 2023; 13(1):40. doi: 10.3390/foods13010040.

Träder JM. Antivirale Eigenschaften des Extrakts aus Cistus × incanus L. Pandalis bei SARS-CoV-2 in vitro nachgewiesen. Erfahrungsheilkunde 2021; 70(01): 59-62. DOI: 10.1055/a-1375-5991.

Ullah H, et al. In Vitro Antimicrobial and Antibiofilm Properties and Bioaccessibility after Oral Digestion of Chemically Characterized Extracts Obtained from Cistus × incanus L., Scutellaria lateriflora L., and Their Combination. Foods 2023; 12(9):1826. doi: 10.3390/foods12091826.