Mädesüß

Mädesüß - Filipendula ulmaria
Mädesüß - Filipendula ulmaria

Verwendete Pflanzenteile: Blüten, Blätter, Wurzel

Inhaltsstoffe: Salizylsäureverbindungen (Methylsalicylat, Salicylaldehyd), Gaultherin (ein Salicylsäureglykosid), Phenylglykoside (Glykoside des Salicylaldehyds und des Salicylsäuremethylesters), Flavonoide (z.B. Spiraesoid, ein Glukosid von Quercetin), Heliotropin, Vanillin, Zitronensäure, Gerbstoffe (v.a. Tannine, bis 20%), Kieselsäure, Terpene, Wachse, Farbstoff Spiraein. Eines der Glykoside ist schwach giftig und kann bei der Einnahme größerer Mengen (im Normalfall kaum möglich) Kopfschmerzen verursachen. Das Inhaltsstoff-Spektrum ist abhängig vom Standort und den unterschiedlichen Populationen (Stawarczyk 2021).

Herkunft: Europa

Aussehen und Standort von Mädesüß

Das mehrjährige Echte Mädesüß liebt nasse Füße. Es wächst auf nährstoffreichen Feucht- und Nasswiesen, an Gräben und Bachufern. Dort erreicht es Höhen von 50 bis 200 Zentimetern. Die am Stiel wechselständig angeordneten Blätter erinnern in ihrer Form an Ulmenlaub. Daher rührt der Pflanzenname "ulmaria".

Von Juni bis August fällt Mädesüß durch seine cremeweißen Blüten auf, die in überschäumenden Verbänden den kräftigen, hohlen, rötlich überlaufenen Stängel krönen. Die einzelne, fünfblättrige Blüte ist mit zwei bis fünf Millimeter langen, gestielten Blütenblättern klein. Ihre sichtbare Wirkung entfalten die Blüten im Zusammenspiel. In einer trichterförmigen Blütenrispe öffnen sich nach und nach Dutzende von nektarreichen Blüten, die zahlreiche Insekten anlocken. Zusätzlich zur sichtbaren Fernwirkung der Blütenrispen macht Mädesüß mit seinem intensiven, süßlichen, mandelartigen Blütenduft auf sich aufmerksam.

Aus einer Blüte entwickeln sich meist sechs bis acht Nüsschen, die so ineinander verdrillt sind, dass sie wie eine rundliche, gefurchte Frucht aussehen. Sie reifen bis Oktober aus und enthalten ein Millimeter große Samen.

Wirkung von Mädesüß

Die Blüten von Mädesüß wirken schweiß- und harntreibend sowie entzündungshemmend. Die Salicylate werden in der Leber zu Salicylsäure verstoffwechselt, die blutverdünnend und schmerzlindernd wirkt. Die Salicylate schädigen nicht die Magenschleimhaut, sodass man mit Mädesüß eine magenfreundliche Form der Salicylsäure zur Verfügung hat. Sie hemmen zudem die Zyklooxigenase und wirken dadurch entzündungshemmend.

Die entzündungshemmende Wirkung von Mädesüß beruht vermutlich nicht allein auf den in der Heilpflanze vorhandenen Salicylaten sowie Flavonoiden wie Rutin, Spiraeosid und Isoquercetin. Eine Studie an der Universität von Antwerpen konnte nachweisen, dass im Darm Stoffwechselprodukte aus den Mädesüß-Flavonoiden entstehen, die die entzündungshemmende Wirkung verstärken (Van der Auwera 2023).

Anwendung von Mädesüß

Als Schwitzkur unterstützen die Blüten von Mädesüß den Organismus bei beginnenden Erkältungen. Wegen der harntreibenden Wirkung setzt die Volksheilkunde Mädesüß bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht ein. Auch fiebersenkende und entzündungshemmende Eigenschaften schreibt die Volksheilkunde dem Mädesüß zu. Eine an der Universität Belgrad durchgeführte Studie konnte nachweisen, dass in Mädesüß vorkommende Flavonoide und Tannine teilweise die Basis dieser Wirkungen sind (Samardžić 2018). Mädesüß wird zudem als schmerzlindernde Heilpflanze zum Beispiel bei Kopfschmerzen verwendet. Ein Tee aus den Blüten kann bei Magenläsionen helfen, die durch beispielsweise Acetylsalicylsäure oder Alkohol entstanden sind.

Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bestätigt in zwei Monographien zu Mädesüß die Anwendung bei Erkältungen und zur Linderung von leichten Gelenkbeschwerden.

An der serbischen Universität von Kragujevac stand die antioxidative Wirkung von Mädesüß im Fokus. Die Forschergruppe beschäftigte sich mit der neurotoxischen Wirkung von Calciumphosphat-Nanopartikeln, die in der Zahnheilkunde eingesetzt werden. Calciumphosphat-Nanopartikel führten im Laborversuch zu oxidativen Schäden im präfrontalen Kortex und zu kognitiven Beeinträchtigungen. Die gleichzeitige Gabe von Calciumphosphat-Nanopartikeln und Mädesüß-Extrakten konnte diese Schäden verhindern (Arsenijevic 2021).

Mädesüß für Pferde und andere Tiere

Mädesüß kann bei Pferden mit Gelenkproblemen helfen. Insbesondere bei älteren Pferden soll die Heilpflanze die Beweglichkeit der Gelenke verbessern und die Gelenke stärken. Die Heilpflanze soll sich positiv auf das Verdauungssystem auswirken und das Herz stärken. Oft wird Mädesüß für Pferde zusammen mit Weidenrinde gegeben.

Schafe und Ziegen fressen anscheinend gerne die jungen Mädesüß-Sprosse. Da Mädesüß eine gewisse entwurmende Wirkung zugesagt wird, helfen sich die Wiederkäuer mit dem Kraut. Man kann Schafen, Ziegen, Schweinen, Rindern und Geflügel unterstützend Mädesüß zufüttern. Auch Hunde vertragen Mädesüß.

Katzen vertragen Mädesüß hingegen nicht! Ihnen darf die Heilpflanze nicht gefüttert werden.

Mädesüß als Hausmittel

Für Ihre Hausapotheke ernten Sie die Blüten von Mädesüß. Die beste Erntezeit ist im Juni und Juli früh morgens, bevor sich die Blüten vollständig geöffnet haben. Schneiden Sie ganze Blütenripsen ab und trocknen diese an einem gut belüfteten Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Die vollständig getrockneten Blüten sind luftdicht verschlossen sowie dunkel und kühl gelagert etwa ein Jahr haltbar.

Aus den getrockneten Blüten können Sie einen Aufguss zubereiten. Trinken Sie ihn als Tee, oder verwenden Sie den Aufguss als Badezusatz oder für Wickel,  die Sie auf schmerzende Gelenke legen können oder bei Kopfschmerzen auf die Schläfe.

Bei Überempfindlichkeit gegen Salicylsäure sollten Sie auf Mädesüß verzichten.

Wissenswertes über Mädesüß

Der Name Mädesüß leitet sich vermutlich von "mede" ab, einem alten Wort für Grasland. Mädesüß ist die süß duftende Pflanze im Grasland. Der wissenschaftliche Name Filipendula setzt sich zusammen aus filum = Faden und pendulus = hängend und beschreibt die Wurzelknollen, die an fädigen Wurzeln hängen.

Die überaus pollenreiche Pflanze ist eine wichtige Bienenweide. Die Raupen des Mädesüß-Perlmuttfalters leben  ausschließlich auf und von  Mädesüß.

Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. war Mädesüß in England und Schottland Bestandteil von Bieren. Im frühneuzeitlichen England gehörte Mädesüß weiterhin, neben anderen Kräutern wie Dost oder Gundermann, in die Bierrezeptur. Hopfen als Bierzutat war zu dieser Zeit hingegen unüblich.

In Schottland wurde Mädesüß im 3. Jahrtausend v. Chr.  in Gräber gelegt. In der jüngeren Eisenzeit (Laténezeit) wurde es unter anderem als Färbemittel für Stoffe benutzt. Die duftenden Blüten des Mädesüß wurden früher bei Hochzeiten vor dem Brautpaar ausgestreut. Sie sollten böse Geister fern halten und galten als Liebespflanze.

Imker rieben ihre neuen Bienenstöcke mit dem nach Honig duftenden Kraut aus, damit die Bienen sie annahmen. Mädesüß wird heute noch oft dem Met zugesetzt, um einen angenehmeren Geschmack zu erhalten.

Im 19. Jahrhundert gelang es erstmals, aus Mädesüß Salicylsäure zu extrahieren, den Wirkstoff von Aspirin. Der frühere wissenschaftliche Name von Mädesüße, Spiraea ulmanaria, war Namenspate für Aspirin. Der Wirkstoff für Aspirin wurde allerdings nie aus Mädesüß gewonnen.

Literatur zu Mädesüß

Arsenijevic N, et al. The Beneficial Role of Filipendula ulmaria Extract in Prevention of Prodepressant Effect and Cognitive Impairment Induced by Nanoparticles of Calcium Phosphates in Rats. Oxidative Medicine and Cellular Longevity 2021; 2021. https://doi.org/10.1155/2021/6670135

Samardžić S, et al. Antioxidant, anti-inflammatory and gastroprotective activity of Filipendula ulmaria (L.) Maxim. and Filipendula vulgaris Moench. J Ethnopharmacol 2018; 1:213:132-137. doi: 10.1016/j.jep.2017.11.013.

Stawarczyk K, et al. Insight into the Way the Content of Biologically Active Compounds in Meadowsweet Inflorescences (Filipendula ulmaria (L.) Maxim.) Is Shaped by Phytosociological Habitats. Molecules 2021; 26(17): 5172. doi: 10.3390/molecules26175172

Van der Auwera A, et al. In Vitro Biotransformation and Anti-Inflammatory Activity of Constituents and Metabolites of Filipendula ulmaria. Pharmaceutics 2023; 20;15(4):1291. doi: 10.3390/pharmaceutics15041291.